Pino Scalabrino
Mein Leben vor meiner Bekehrung konnte man treffend mit dem folgenden Bibelwort beschreiben: „hinund hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen“ (Epheserbrief 4,14). Aber seit 1981, als ich den Weg, die Wahrheit und das Leben, den Sohn des lebendigen Gottes, Jesus Christus fand, ist mein Leben von einer nie zuvor gekannten Freude und einem tiefen Frieden geprägt.
Fünfzehn Jahre zuvor, am 9. Juli 1966 war ich in der Diözese Policastro (Provinz Salerno, Italien) zum Priester geweiht worden. Nach dreizehn Jahren im Priesterseminar empfand ich diesen Weg als Berufung, und mein einziges Motiv war, Gott zu lieben und durch Jesus ihm und den Mitmenschen zu dienen.
Aber nach zehn langen Jahren im Priesterdienst musste ich mit Unbehagen feststellen, dass ich nicht mehr Jesus diente, sondern einer Religion. Und dass diese Religion mich mit ihren Riten, Traditionen, Zeremonien und Gesetzen nicht freimachte, sondern versklavte und erniedrigte.
Heute weiss ich, dass der Herr Jesus schon damals anfing, an mir zu arbeiten. Durch das Lesen der Bibel brachte er mich dazu, meine Religiosität zu hinterfragen und begann damit, das Licht seiner Wahrheit in mir wirken zu lassen. (Lies im Johannesevangelium 8,32; 17,17 und 18,37!)
Wie viele junge Leute in den 70er Jahren war auch ich rebellisch und auf der Suche nach dem Echten. Deshalb zog ich mich, wenn ich einzelne Menschen oder ganze Institutionen als anmassend und verlogen erlebte, von diesen zurück. Die sture Pflichterfüllung in meinem Amt als Priester war mir immer mehr zuwider. Das Zelebrieren der Messe war zu einer Routineangelegenheit geworden, und die Sakramente und Weihehandlungen wurden wie magische, heidnische Rituale durchgeführt. Aber die Menschen glaubten daran und suchten in diesen Praktiken, für die es keine biblische Begründung gibt, das Seelenheil.
Mit äusserstem Unbehagen stellte ich fest, dass ich dazu gezwungen war‚ neuen Wein in alte Schläuche zu füllen’ und‚ Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid zu setzen’ (Matthäusevangelium 9,16). Die Aufrechterhaltung der Form war wichtiger als das Wohl der Menschen. Ich musste Lehren verbreiten, die nichts als Menschengebote sind.
Mir wurde bewusst, wie leer diese Dinge sind, und ich litt unter dem Widerspruch zwischen dem, was ich im Wort Gottes las und dem, was ich den Menschen predigen musste. Ich hatte das Evangelium einem Volk anzupassen, das dem Namen nach zwar christlich, in Wirklichkeit jedoch tief im Aberglauben und in alten Traditionen verwurzelt war.
Das Wort Gottes war‚ gebunden’ (2.Timotheusbrief 2,9), wurde verfälscht (2.Korintherbrief 2,17 und 4,2) und geriet angesichts der Wichtigkeit des kirchlichen Lehramts und der menschlichen Traditionen völlig in den Hintergrund.
Mit Enttäuschung stellte ich fest, dass die katholische Kirche genau wie die anderen grossen Weltreligionen nur auf Selbstdarstellung bedacht war und gelangte zu dem Schluss, dass der eigentliche christliche Glaube ein historisches Phänomen der ersten drei Jahrhunderte nach Christus war, von welchem sich dann der Katholizismus als eine Abweichung entwickelt hat. Aber wie konnte ich zu den Ursprüngen zurückfinden? Wo konnte ich den wahren Jesus Christus, das wahre Evangelium und die wahren Christen finden?
Meine innere Zerrissenheit wuchs noch mehr, als ich bei heftigen Diskussionen mit meinen Vorgesetzten feststellte, dass es ihnen nur darum ging, die Machtstrukturen der römisch-katholischen Kirche aufrecht zu erhalten und dass dies der eigentliche Grund war, warum sie dem Volk das‚ Wort der Wahrheit’ vorenthielten.
Angesichts dieser geradezu‚ anti-biblischen’ Einstellung beschloss ich, das Priesteramt aufzugeben. Die kirchliche Autorität hatte mich wegen meiner kritischen Ideen bereits an den Rand gedrängt und mit verschiedenen Massnahmen zum Schweigen verurteilt. Von Salerno war ich nach Rom, dann nach Basilicata und wieder nach Campania versetzt worden.
Die Entscheidung, das Priesteramt aufzugeben, brachte alle gegen mich auf. Alle beund verurteilten mich als ein Judas und liessen mich im Stich. Ich zog in den Norden Italiens und versuchte, ein neues Leben zu beginnen. Aber mir fehlten die Alternativen und so verlor ich jeglichen Glauben und wurde zu einem Agnostiker, was der Anfang von fünf langen Jahren der Gottesferne werden sollte. Um nicht völlig unterzugehen, klammerte ich mich an meine Arbeit als Philosophielehrer, an kulturelle Aktivitäten, an meine neuen Freunde und an Liebschaften. Allmählich glitt ich auf meiner Suche in die Astrologie ab, praktizierte Kartenlegen und öffnete mich für östliche Philosophien wie Hare Krishna; ich lebte in Hurerei und fleischlichen Lüsten, woraus allerhand weitere Sünden, die ich selbst verabscheute, folgten. Schliesslich verachtete ich mich selber. Einmal gab ich sogar dem Gedanken Raum, mir das Leben zu nehmen.
Aber Gott ist Liebe (1.Johannesbrief 4,8) und er wachte über mich. In meiner Verbitterung und wachsenden Einsamkeit nahm ich manchmal die Bibel zur Hand und betete: „Gott, wenn es dich gibt, dann lass mich dich finden.“ Und Gott der Herr hat mich nicht aufgegeben, sondern er „hat geachtet auf die Stimme meines Flehens“ (Psalm 66,19).
Eines Morgens fiel mein Blick auf ein Stück Papier, das auf der Strasse lag. Ich hob es auf und las: „Eine erfreuliche Mitteilung für dich“. Ich las weiter und war sofort angesprochen. Unten auf dem Zettel war die Adresse einer evangelischen Gemeinde in Gallarate (Provinz Varese) angegeben, die ich dann auch aufsuchte, allerdings ohne meine Identität preiszugeben. Sofort merkte ich, dass der lebendige Gott hier gegenwärtig war. Er berührte mein Herz, indem er mich‚ von der Sünde überführte’ (lies Johannesevangelium 16,8) und mich Schritt für Schritt zur Sinnesänderung, zur Bekehrung und Hinwendung zu Gott führte.
Ich lernte Jesus neu kennen, nicht jenen kalten, abstrakten Jesus der Theologen und Historiker, nicht jenen zurechtgebogenen Jesus, den die katholische Religion wie ein Götzenbild verehrt, sondern den Herrn Jesus Christus, dem man sich anvertrauen kann, den Jesus der Heiligen Schrift, der Apostel und der ersten Christen, den Auferstandenen, der mir Liebe verkündigte, Freispruch vom Todesurteil, Vergebung der Sünden, Begnadigung dank seines am Kreuz für mich vergossenen Blutes; Jesus Christus, der mir Versöhnung mit Gott, seinem Vater ermöglichte; Jesus, der anwesend ist, wenn die Gläubigen zusammenkommen (Matthäusevangelium 18,20) und der ihnen seinen Heiligen Geist und das ewige Leben geschenkt hat.
Ich stieg ins Taufwasser hinab und folgte damit dem Gebot Jesu, nach der von ihm genannten Reihenfolge, wonach zuerst der Glaube, und dann erst die Taufe kommt: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden“ (Markusevangelium 16,16). Ich nahm Jesus als meinen persönlichen Herrn und Erretter an. Ich bin eine neue Schöpfung geworden, das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! (2.Korintherbrief 5,17). So hat Jesus in mein Leben Einzug gehalten und mit ihm die Wahrheit, die Errettung und das wahre Leben.
Lieber Leser, liebe Leserin, wer du auch bist, du sollst wissen, dass Gott dir durch den Herrn Jesus Christus wohlgesinnt ist (lies Johannesevangelium 3,16), und dass Jesus Christus von Gott geschickt wurde, um dich von der Sünde zu befreien. Er ist der Ausweg aus einem sinnlosen Leben und aus der Bindung an die Lügen der Menschen und deren religiöse Institutionen. Er wird dein Gewissen an sich selber, an der Wahrheit ausrichten.
Die Wahrheit, die dich freimachen kann, ist weder eine Religion noch eine Philosophie, sie heisst einzig und allein Jesus Christus. Er ist das einzigartige, letzte, unabänderliche, unbestreitbare und alles entscheidende Wort an dich, das vermittelnde Wort zwischen Gott und dir. Daher mach auch du dich auf die Suche nach ihm und er wird sich von dir finden lassen!
Pino Scalabrino lebt in Gallarate, Italien. Er hat nach seiner Bekehrung evangelische Theologie sowie Philosophiegeschichte studiert. Nebst seinem Dienst als Prediger erteilt er Unterricht an einer Bibelschule.