Als Säugling wurde ich 1928 in die römisch-katholische Kirche hin- eingetauft. Bald nach meinem ersten Geburtstag zog meine Familie vom Staat New York nach New Milford, Connecticut, wo ich weiter im römisch-katholischen Glauben erzogen wurde. Ich glaubte zutiefst an alle römisch-katholischen Praktiken und Lehren, und ich nahm es mit meiner Beziehung zur Kirche – und somit zu Gott – sehr ernst. Erstkommunion und Firmung hatten eine sehr wichtige Bedeutung für mich. Nach dem Schulabschluss begann ich eine Vorausbildung für Medizin am Tufts College in Boston, in der Hoffnung, eines Tages wie mein verehrter Onkel Arzt zu sein. Nach zwei Jahren des Studiums hatte ich aber einen anderen, tiefen Wunsch: Priester werden. Den Menschen in geistlicher Hinsicht zu dienen schien mir wichtiger als ihre medizinische Versorgung.

Das Priesterseminar

Im September 1948 begann ich das Priesterstudium am ‚St. John‘s Seminary‘ in Brighton, Massachu- setts. Wie sehr ich das Seminar liebte! Alles war so heilig dort. Und doch verliess ich das Semi- nar nach einem Jahr. Es schien mir unmöglich, je so heilig zu werden, wie das Priesteramt es erforderte. Dieses erachtete ich damals als die höchstmögliche Berufung für einen jungen Mann. Am jesuitischen

Boston College, wo ich dann studierte, nahm ich fast jeden Morgen als Ministrant an der Messe in einem örtlichen römisch-katholischen Kloster teil.

Zu dieser Zeit, es war im Herbst 1949, rettete mich Gott durch seine Gnade (das ist der einzige Weg!), obwohl ich gar nicht viel von der Bibel wusste. Jesus rettet glaubende Sünder, auch wenn sie in viel Verwirrung und Dunkelheit stecken. Ich war damals sehr verunsichert über meine Beziehung zu Gott und es war mir wichtiger als alles andere, darüber Gewissheit zu bekommen.

Eine ganz andere Beichte

Eines Nachts kniete ich in einem Beichtstuhl und bekannte jede Sün- de meines Lebens, an die ich mich erinnern konnte. In der Beichte bekannte ich meine Sünden immer in erster Linie Gott, wenn es auch in Gegenwart des Priesters geschah, der dann die Absolution erteilte. „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er [Gott] treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Un- gerechtigkeit“ (1.Johannesbrief 1,9). Nachdem ich meiner Reue Aus- druck gegeben hatte und während der Priester das Ritual der Absoluti- on vollzog, schrie ich von ganzem Herzen zu Gott und sagte: „Gott, wenn du mir alle meine Sünden vergeben willst, sollst du Herr meines Herzens sein und ich will dir mein Leben lang dienen!“ „Denn: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden“ (Römer 10,13). Als ich den Beichtstuhl verliess und das Querschiff der Kirche durch- schritt, fühlte ich einen grossen Frieden und in meinem Herzen er- klang ein „Abba, Vater!“ Ich wusste, dass zwischen Gott und mir eine Beziehung entstanden war!

Dies geschah nicht, weil ein Priester anwesend war und liturgisch korrekt die Absolution vollzog, sondern weil Jesus Christus da war, unser grosser Hoherpriester, der für mich eintrat und mich zum Emp- fänger seiner Gnade, Güte und Barmherzigkeit machte. „In ihm ha- ben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade … Denn aus Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Epheser 1,7 und 2,8-9).

Im nächsten Jahr kehrte ich ins Seminar zurück, um die Priesteraus- bildung abzuschliessen. Das war nach meiner damaligen Erkenntnis die beste Möglichkeit, um Gott zu dienen. Am 2. Februar 1955 weihte mich Bischof Lawrence Shehan von Bridgeport, Connecticut zum Prie- ster und ich begann meinen Dienst in einer Pfarrei der Diözese Alex- andria, Louisiana. Die grosse Erregung und Freude, die ich über mei- ne einzigartige Aufgabe empfand, nahm aber nach wenigen Jahren ab, und, so sehr ich mich auch bemühte, meine Pflichten richtig auszufüh- ren, wurden sie doch zu leeren, bedeutungslosen Ritualen.

Die Bibel – ein neuer Standard

Nachdem ich mehrere Jahre lang zu Gott geschrien hatte, weil ich etwas Tieferes, Echteres ersehnte, fand ich im Jahr 1971 die Quelle, die meinen geistlichen Durst löschte. Jesus und das Wort Gottes (die Heilige Schrift) wurden mir sehr lebendig. Weil die „Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen ist“ (Römer 5,5), führte mich der Heilige Geist dazu, die römisch-katholische Theologie anhand des Standards der Bibel zu beurteilen. Bis dahin hatte ich immer die Bibel anhand der römisch-katholischen Dogmen und Theologie beurteilt. Nun wur- den die Autoritäten in meinem Leben umgekehrt.

An einem Sonntagabend im Juli 1972 – ich war damals Pfarrer an der katholischen Herz-Jesu-Kir- che in Rayville, Louisiana – be- gann ich den Hebräerbrief im Neu- en Testament zu lesen. Dieser Brief erhebt den Herrn Jesus, sein Priestertum und sein Opfer über alles, was im Alten Bund oder Te- stament geschah. Ich las da zum Beispiel: „…der es nicht wie die Hohenpriester täglich nötig hat, zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen, danach für die des Volkes; denn dieses letzte- re hat er ein für allemal getan, indem er sich selbst als Opfer dar- brachte“ (Hebräer 7,27). Das erschütterte mich, und ich fühlte mich sehr unwohl. Zum ersten Mal verstand ich, dass das Opfer Jesu ein ein- maliges Opfer am Kreuz von Golgatha war, in sich selbst genügend, um mich und alle glaubenden, bussbereiten Sünder aller Zeiten mit Gott zu versöhnen.

Ich erkannte, dass das ‚Heilige Messopfer‘, das ich und Tausende andere römisch-katholische Priester in der ganzen Welt täglich dar- brachten, ein Trugschluss und völlig bedeutungslos war. Wenn aber das Opfer, das ich täglich darbrachte, sinnlos war, dann war auch mein Priesteramt sinnlos, denn dieses war eben dazu da, dieses Opfer zu bringen.

Diese Einsichten wurden bald klar bestätigt, als ich im Hebräerbrief weiterlas und auf folgende Verse im Kapitel 10 stiess: „Er aber hat sich, nachdem er ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht hat, das ewiglich gilt, zur Rechten Gottes gesetzt, und er wartet hinfort, bis seine Feinde als Schemel seiner Füsse hingelegt werden. … Wo aber Vergebung für diese ist, da gibt es kein Opfer mehr für Sünde“ (Hebräer 10,12-14+18).

Allein durch die Gnade Gottes errettet

In dieser Nacht verlor die römisch-katholische Kirche ihre Glaubwürdigkeit für mich, denn sie hatte etwas als Wahrheit gelehrt, was eindeutig im Widerspruch zur Heiligen Schrift stand. Diese wählte ich nun als Massstab für die Wahrheit und erkannte nicht länger das Lehramt der römisch-katholischen Kirche als Standard meines Lebens an. Wie die jüdischen Priester in Apostelgeschichte 6,7 wurde ich ‚dem Glauben gehorsam‘. In einem Brief an den Bischof gab ich meinen Rücktritt vom Priesteramt und meinen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche bekannt. Ich schrieb ihm, dass ich den Priesterstand verlasse, weil ich nicht länger die Messe lessen könne, da dies gegen das Wort Gottes und gegen mein Gewissen verstosse. Dies geschah im Jahr 1972. Bald darauf wurde ich durch Untertauchen getauft, begann ein Bibelstudium und wurde in den evangelistischen Dienst berufen.

Seit über zwanzig Jahren lebe ich nun in der Freiheit, von der Jesus gesprochen hat: „Da sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Worte bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jün- ger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!“ (Johannes 8,31-32). Und „wenn euch nun der Sohn freimachen wird, so seid ihr wirklich frei“ (Johannes 8,36).

Bis 1994 wirkte Alexander Carson vor allem in Florida, USA, als Bibelschullehrer, Evangelist und Prediger. 1995 unternahm er eine ausgedehnte Predigtreise durch Osteuropa. Im Frühling 1996 predigte er während 6 Wochen in Sibirien. Aufgrund eines Radiointerviews mit Bob Bush nahm ein in Florida wohnhafter russischer Gläubiger mit ihm Kontakt auf, worauf Alexander Carson die russische Sprache lernte, um noch wirkungsvoller in den Ländern des ehemaligen Ostblocks evangelisieren zu können.

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