Papst Franziskus wird als „Heiliger Vater“[1] die USA im September 2015 besuchen. Folglich stellen wir die Frage: Wer ist euer Heiliger Vater?“ Die Beziehung eines Christen mit dem Heiligen Vater ist von entscheidender Bedeutung. So betete Jesus: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir!“[2] Nur diejenigen, die allein durch Gottes Gnade in Christus Jesus sind, haben das Vorrecht den heiligen Gott als ihren Vater zu bezeichnen. Nichtsdestotrotz lehrt der Vatikan nicht nur ein anderes Evangelium, sondern er beansprucht auf seiner Webseite ferner, dass er über die apostolische Nachfolge [Sukzession: Weitergabe des Sendungsauftrages der Apostel] von 266 „heiligen Vätern“, oder Päpsten, von Petrus bis zu Papst Franziskus verfügt.

Der Papst und der Vatikan sind ein großes sichtbares Zentrum des religiösen Lebens. Das päpstliche Rom genießt offensichtlich eine Vorrangstellung in der Welt und übt Autorität über das politische und religiöse Denken von Hunderten von Millionen Menschen aus. Das wahre Königreich Gottes in Form des Leibes Christi hingegen erfährt ein triumphales Wachstum unter Leitung des Herrn Jesus Christus durch seinen Heiligen Geist. Die wahre Gemeinde bleibt der Wahrnehmung der Welt verborgen und tritt nicht als institutionelle Kraft in Erscheinung. Sie ist letztlich die Realität in der Geschichte der Menschheit, die bei der Wiederkunft des Herrn völlig offenbar werden wird. Was diese beiden Körperschaften unserer Zeit angeht, hat sich der Vatikan bedauerlicherweise als dominant erwiesen, indem der Papst auf der Bühne der Weltgeschichte eine entscheidende Rolle spielt. Die Schrift hat diese Vorgänge, die sich vor der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus ereignen, beschrieben.

Im gegenwärtigen Kontext ist es entscheidend, den Anspruch der römischen Kirche zu verstehen, eine Vorrangstellung in Bezug auf historisch-politischer und kirchlicher Ebene ausüben zu wollen – ein Anspruch, der von Rom auf der Weltbühne wieder geltend gemacht wird. Das aggressive Erstarken des Islam im Allgemeinen und der IS im Allgemeinen lenkt die Aufmerksamkeit des Westens auf die Tatsache, dass Religion eine Kraft ist, die auch von politischer Bedeutung ist. Da die Moslems ihre religiöse Geschichte auf Mohammed zurückführen, ist es nur zu verständlich, dass das Papsttum im Jahre 2015 seinen Anspruch auf ein religiöses Geschichtsvermächtnis, das vermeintlich älter und bedeutender als das des Islam ist, erneut vor Augen führt.

Ferner ist derzeit eine Entwicklung zu beobachten, wonach das Gleichgewicht der globalen politischen Kräfte der Welt sich verschieben. Das Papsttum ist in solchen Zeiten nur allzu bereit, sich als etablierter Stabilitätsfaktor inmitten wachsender Unordnung und Ungewissheit zu präsentieren.

Indem das Papsttum sich im Jahre 2015 als die ununterbrochene Folge von Päpsten von Petrus bis zum gegenwärtigen Papst Franziskus in Szene setzt, erneuert es seinen Anspruch, von Gott eingesetzt zu sein. Es ist an der Zeit, dies in ein rechtes Licht zu rücken.

Entstehung der offiziellen Liste von Päpsten

Auf der Webseite des Vatikans trifft man auf die Liste der ersten vier Päpste[3]:

 PAPSTNAMEPONTIFIKATSBEGINNPONTIFIKATSENDEHERKUNFTJAHRHUNDERT 
1Petrus 64 oder 67  Bethsaida in Galiläa1
2Linus6879 Tuszien1
3Anaklet oder Cletus 8092 römisch1
4Klemens9299 römisch1

Die ersten vier Päpste sind Petrus, Linus, Cletus und Klemens und gelten im römisch-katholischen Dogma als grundlegend. Unklarheiten über eine dieser Personen würde die gesamte katholische Tradition erschüttern. Es bestehen indessen mehr als Unklarheiten in Bezug auf Linus, Anaklet (Cletus) und Klemens. Wie Richard P. McBrien, ein bekannter katholischer Theologe der Notre Dame University, aufzeigt, ist echter Skeptizismus in Bezug auf diese Päpste angebracht. In seinem Buch Lives of the Popes: the Pontiffs from St. Peter to John Paul II schreibt McBrien Folgendes:

“Obgleich die katholische Tradition ihren Anfang im späten 2. und frühen 3. Jahrhundert nahm, betrachtet die katholische Kirche Petrus als den ersten Bischof von Rom, und folglich als den ersten Papst. Ferner gibt es keinen Beweis dafür, dass Petrus an der Gründung der christlichen Gemeinde in Rom teilhatte (die vorliegenden Fakten scheinen auf das Gegenteil hinzuweisen) oder dass er als erster Bischof Roms tätig war. Erst seit dem Pontifikat des Heiligen Pius I. in der Mitte des 2. Jahrhunderts (ca. 142-155) verfügte die römische Kirche über eine monoepiskopale Kirchenstruktur (ein Bischof als Leiter einer Diözese). Diejenigen, die die katholische Tradition als unmittelbare Nachfolger Petri auflistet (Linus, Anaklet, Klemens, u.a.), hatten niemals die Funktion als Bischof von Rom im Sinne eines Papstes inne. (Die Liste der Päpste wurde von Irenäus von Lyon [ca. 200 n. Chr.] und dem Historiker Hegesippus [ca. 180 n. Chr.] überliefert und wurde von Eusebius von Cäsarea [ca. 339 n. Chr.] bestätigt, der oft als Vater der Kirchengeschichte bezeichnet wurde.)

Die Kirche Roms dagegen scheint von einem Kollegium pastoraler Leiter geführt worden zu sein. Diejenigen, die zu den frühen Päpsten zählen, können sehr wohl nichts weiter als einfache Leiter gewesen sein, die einem lokalen Rat von Ältesten oder Presbytern (Bischöfen) vorstanden. Oder es mag sich bei diesen Personen um die herausragendsten unter den pastoralen Leiter einer Gemeinschaft gehandelt haben. Auf jeden Fall agierten die Päpste der ersten vier Jahrhunderte – d.h. bis zum Wendepunkt im Papsttum von Leo I. in der Mitte des 5. Jahrhunderts – mit einer relativ eingeschränkten Autorität in Rom und Roms unmittelbarer Umgebung.“[4]

Diese Aussage von Richard P. McBrien stellt die grundlegende Prämisse des Vatikans in Frage. Tatsächlich zeigt der Römerbrief des Paulus, dass Pastoren und Älteste [Bischöfe] von Rom treu über das Evangelium des Heils wachten. Unter strenger Verfolgung durch die römischen Kaiser blieben diese normalen Pastoren und ihre Gemeinden ihrem Herrn treu.

Die Ausbreitung des christlichen Glaubens in den ersten drei Jahrhunderten ereignete sich rasch und in großem Maße. In der Verfolgung blieben die Pastoren und Ältesten [Bischöfe] Roms treu und gaben sich eifrig der Verkündigung des Evangeliums der Gnade hin. Die Verfolgung der Christen endete im Jahre 313 n. Chr., als Kaiser Konstantin das Mailänder Toleranzedikt erließ.

Der Bischof von Rom war der erste Nachfolger des Kaisers

330 n. Chr. verlegte Kaiser Konstantin den Sitz des römischen Imperiums von Rom nach Konstantinopel. In dieser Zeit hatte er erlassen, dass das Christentum zur Staatsreligion des Kaiserreichs wurde. Er erhoffte von dieser Maßnahme, dass von der Annahme des christlichen Glaubens eine neue einende Kraft ausging, die sein instabiles Reich zu festigen vermochte.

Folglich, in diesen frühen Jahren des 4. Jahrhunderts erhoben die Bischöfe von Rom den Anspruch, Nachfolger des Kaisers zu sein, d.h. die rechtmäßigen Erben der Cäsaren. Die Stadt, in der die Macht des Römischen Reiches verankert war, wurde zur Stadt des Bischofs von Rom, der dort nun seine Autorität ausübte. Allmählich akzeptierten andere Bischöfe und nationale Monarchen den Bischof von Rom als Nachfolger des Kaisers, und sie gaben ihm den gleichen Titel, den der Kaiser innehatte: Pontifex Maximus.[5]

Ganz links ist eine Münze von Kaiser Augustus aus dem Jahre 27 v. Chr., rechts daneben, eine Münze von Papst Leo III. Beide enthalten die Prägung PONT MAX, was für Pontifex Maximus steht. Dies ist eines der vielen Beispiele dafür, dass Päpste die Titel von Cäsaren für sich beanspruchten.[6]Sehr viel später im 5. Jahrhundert beanspruchte der Bischof von Rom, der Nachfolger Petri zu sein. So vertrat Innozenz I. (401-417 n. Chr.) die Auffassung, dass der Bischof von Rom als Nachfolger Petri mit dessen Autorität und Vorrechten ausgestattet war. Damit hatte es vier Jahrhunderte gedauert, bevor der Anspruch auf die Nachfolge Petri erstmals formuliert wurde. Erneut wurde dieser Anspruch im 5. Jahrhundert eingehender formuliert durch die Lehren von Bischof Leo I. (440-461 n. Chr.).

Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass die Schrift überhaupt nichts darüber sagt, dass der Apostel Petrus nach Rom ging. Seine Besuche in Samaria, Lydda, Joppe, Cäsarea und Antiochien wurden sorgsam überliefert. Aber es gibt einfach keine Erwähnung eines Besuchs von ihm in Rom, was eine wesentliche Grundlage der römisch-katholischen Lehre ist.[7] Es ist eindeutig, dass die Annahme, Petrus sei in Rom der erste Bischof gewesen, nichts als eine nicht belegte Tradition ist. Es dauerte buchstäblich Jahrhunderte, bevor die Lehrtradition von Petrus als erstem Papst in Rom und von einer Sukzession von Päpsten formuliert wurde.

Die historische Grundlage der Vorrangstellung des Bischofs von Rom

Kaiser Justinian I. verhalf dem Bischof von Rom im 6. Jahrhundert mehr wie jeder andere zu seiner Vorrangstellung. Er tat es formal und per Gesetz, indem er religiöse Angelegenheiten unter die Kontrolle des Zivilgesetzes stellte. LeRoy Edwin Froom fasste die Ereignisse zusammen:

„Justinian I. (527-565) war der größte aller Kaiser im östlichen Römischen Reich. Seine große Errungenschaft war die Neuordnung kirchlicher und theologischer Angelegenheiten, die ihren krönenden Abschluss mit dem kaiserlichen Dekret fand, das den Bischof von Rom zum ‚Haupt aller heiligen Kirchen‘ machte; damit war die Grundlage für die kirchliche Vorrangstellung des Papstes gelegt.“[8]

Justinians Dekret schuf nicht den „Status des  Bischofs von Rom“, sondern er legte die rechtliche Grundlage für die Ergreifung der zivilen Macht durch die Bischöfe von Rom. Bald nach Justinians Dekret begannen die Bischöfe von Rom wie Könige zu herrschen. Vitalian, Bischof von Rom von 657-672 n. Chr., war der erste, der mit dem Titel „Papst“ angesprochen wurde – „Papa Vitalianus“, das Lateinische für Papst Vitalian.[9] Es verging Zeit, bis der Papst von Rom die vom Staat verliehene Macht über die anderen Bischöfe von Europa ausübte.

Zum Beispiel, selbst in Norditalien um 800 n. Chr. erkannte Claudius, Bischof von Turin, die Autorität des Papstes in Rom nicht an. Abgesehen von Justinians Dekret, das die zivile Macht dem „Bischof von Rom“ zusprach, fälschte der Vatikan und seine Hierarchie historische Dokumente wie die Konstantinische Schenkung. Dieses Dokument wurde als rechtliches Dokument ausgegeben, mit welchem Kaiser Konstantin Papst Silvester I., Pontifex von 314–335, einen großen Teil seiner Besitztümer sowie weitreichende kirchliche Macht übertragen haben soll.[10]

Die Päpste erstarkten durch ihre zivile Macht und wurden dekadent

Vom 4. bis zum 8. Jahrhundert erstarkte die Macht des Papsttums vor allem durch den Handel mit den Königen des vergangenen Römischen Reichs. Im 8. Jahrhundert war der Papst bei seiner Verteidigung gegen Sarazenen und Lombarden auf die Hilfe französischer Könige angewiesen. In dieser Zeit wurde der Papst durch die Könige mit Herrschertitel über die eroberten Städte ausgestattet. Im Gegenzug krönte Papst Leo III. Karl den Großen im Jahre 800 zum Kaiser. Dies war der Beginn des Heiligen Römischen Reiches. In der darauf folgenden Zeit kam es wiederholt zu Streitigkeiten über die Grenzen der Rechtsprechung des Papstes auf der einen und des Kaisers auf der anderen Seite. Der Lauf der Geschichte zeugt von den dramatischen Entwicklungen.[11]

Im Jahre 1203 begann Papst Innozenz III. durch seine Inquisitionsgerichte einzufordern, dass die römisch-katholische Lehre und Tradition für jedermann verbindlich war und durch das Zivilgesetz erzwungen werden sollte. Unmissverständlich wie keiner seiner Vorgänger formulierte er den Anspruch des Papstes, Stellvertreter Gottes und Statthalter Christi auf Erden zu sein und nicht nur Nachfolger Petri.

Viele der „Heiligen Väter“ in der Papst-Liste des Vatikans waren unheilige, üble Männer

Honorius regierte von 625-638 n. Chr. Er wurde durch das 6. Ökumenische Konzil (680-681) verdammt. Er wurde ferner von Papst Leo II. als Häretiker verdammt, wie auch von den nachfolgenden Päpsten.[12] Im Jahre 903 regierte Papst Leo V. nur einen Monat lang, bis der Kardinalpriester Christophorus aus San Damaso ihn inhaftierte und sich selbst zum Papst ernannte. Daraufhin wurde Christophorus  von Sergius gestürzt und inhaftiert. Leo wurde während seines Gefängnisaufenthaltes ermordet, und Christophorus wurde auf Befehl von Segius umgebracht.[13] Sergius regierte als Papst Sergius III. von 904-911 n. Chr. Der sittenlose Mörder Sergius III. ist die Nummer 120 auf der Liste der „Heiligen Väter“ des Vatikans. Papst Johannes XII. regierte von 955-963 n. Chr. „Im Alter von 18 Jahren gewählt, führte er ein beispiellos sittenloses Leben in der Geschichte der Päpste und starb an einem Hirnschlag, angeblich im Bett einer verheirateten Frau.“[14]

Der berüchtigte Papst Johannes XII. ist Nummer 131 auf der Liste der „Heiligen Väter“ des Vatikans. Die einflussreiche Crescenti-Familie spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der römischen Päpste in der Mitte des 10. und im 11. Jahrhundert. Mit Theophylakt von Tusculum, von dem die politische Familie Tusculum stammte, nahm die Einflussnahme mächtiger Familien auf die Ein- und Absetzung von Päpsten ihren Anfang. Tatsächlich war das Amt des Papstes zwei Jahrhunderte lang eine Bühne der Verwirrung, als die Familien Crescenti und Tusculum über das Recht stritten, Päpste zu ernennen und abzusetzen, als ob es sich um ihr Eigentum gehandelt hätte.

Das Jahr 1073 war ein Wendepunkt, was die jahrhundertelange Unmoral angeht. Rigorose Disziplin wurde nun zu einer Norm des Papsttums. Obgleich die Päpste die Lüste des Fleisches bezwangen, gierten sie nach der totalen Herrschaft sowohl im kirchlichen als auch im zivilen Sinne. Papst Gregor VII. (auch bekannt als Hildebrand) hatte mehr Ehrgeiz als alle seine Vorgänger. Er war der Überzeugung, dass der Papst in der Tat die Herrschaft Gottes in der Welt vertrete und fasste den Entschluss, alle Autorität und Macht, sowohl die geistliche wie die zeitliche, dem „Stuhl Petri“ zu unterwerfen. Es war Gregor VII., der die Vision hatte, eine umfassende päpstliche Machtstruktur zu schaffen.

Sein Ziel bestand darin, der höchste Herrscher und Richter aller Herrscher zu werden, sowohl in kirchlicher als auch in weltlicher Hinsicht. Die Vorherrschaft, die er aufgrund des göttlichen Rechts für sich beanspruchte, verlangte von Kaisern und Königen absolute Unterwerfung. Dieser Anspruch wurde nicht an einem Tag verwirklicht. Es war jedoch Gregors VII. scharfsinnige Auffassungsgabe und sein unbedingter Ehrgeiz, gepaart mit dem enormen Reichtum, den die römisch-katholische Kirche in jener Zeit besaß, die die Umsetzung seiner Pläne gelingen ließ.

Diese geschickten Schachzüge begannen während der Herrschaft von Gregor VII. (1073-1085 n. Chr.) Früchte zu zeigen. Die Päpste, die ihm folgten, festigten die Strukturen, die er geschaffen hatte. Sie fuhren fort, seine Pläne umzusetzen und strebten durch Täuschung, Kreuzzüge und Bannbriefe danach, die päpstliche und politische Kontrolle der Welt an sich zu reißen. Ausgehend von der Herrschaft Gregor VII. erstarkte das Papsttum in den nächsten zwei Jahrhunderten und mehrte seine Macht und Herrlichkeit. Tausende von Leben wurden zerstört, viele Könige und Fürsten wurden ihrer Macht enthoben, zahllose Städte wurden zugrunde gerichtet, und unzählige Gehöfte und Bauernhöfe wurden völlig zerstört, alles im Namen der Religion Roms.

Papst Innozenz III. (1198-1216) und Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) erreichten den Höhepunkt  päpstlichen Triumphes an geistlicher und zeitlicher Macht. Papst Innozenz III. rief einen Kreuzzug gegen die Albigenser aus und bot allen, die daran teilnahmen, die Vergebung aller Sünden an, so dass sie in den Himmel eingehen konnten, ohne zuvor das Fegefeuer ertragen zu müssen. Es war ein Krieg von unvorstellbarer Grausamkeit. Bewohner ganzer Dörfer oder Städte wurden willkürlich hingeschlachtet; Tausende wurden verbrannt, während andere abscheulicher Folter unterworfen wurden. Die Geschichte dieser schrecklichen Grausamkeiten und Morde sind vielfach überliefert worden. Papst Bonifatius VIII. war eigensinnig, ehrgeizig, intelligent, eitel und skrupellos. Er glaubte tief daran, dass der Papst buchstäblich der Stellvertreter Christi auf Erden sei und außergewöhnliche Macht innehatte. Er ist durch eine Aussage in seiner päpstlichen Bulle Unum Sanctum sehr bekannt werden: „Wir erklären, sagen und definieren nun aber, dass es für jedes menschliche Geschöpf unbedingt notwendig zum Heil ist, dem Römischen Bischof unterworfen zu sein.“[15] Im Zeitalter der Inquisition befürworteten 75 Päpste, einer nach dem anderen, von Papst Innozenz III. bis Papst Pius VII., Folter, Mord, Todesstrafe durch Verbrennen, Konfiszierung von Eigentum.[16] Bei vielen der Gefolterten oder Getöteten handelte es sich um wahre bibelgläubige Menschen. Die Streckbank war eine der Formen päpstlicher Foltermethoden. Dieser Mechanismus funktionierte, indem man das Opfer auf eine Bank legte und die Hand- und Fußgelenkte in gegenüberliegenden Rollen einspannte. Die päpstlichen Inquisitoren führten ihre Verhöre durch, während sie die Gliedmaßen durch die Rollen auseinanderzogen und ihren Opfern damit kolossale Schmerzen zufügten. Sie dehnten die Gelenke derart, bis sie aus ihren Gelenkpfannen heraussprangen. Das Ziel bestand darin, das Opfer durch einen Schock oder die erlittenen Verletzungen umzubringen. Sollte der Gläubige sich noch immer weigern, sich der römisch-katholischen Kirche zu unterwerfen, wurde er oder sie verbrannt.

In unseren Tagen erscheinen die Päpste nicht länger als unheilbringend, sind es aber auf eine unheimliche Weise doch

Während das Papsttum nicht länger über militärische Macht verfügt, um seinen Willen durchzusetzen, hat es in keinster Weise den Anspruch auf souveräne Herrschaft über das Denken der Menschen aufgegeben, wie das katholische Kirchengesetz zeigt. Zwangsläufig muss zunächst ein absolutes Gesetz im römisch-katholischen System ergehen, um Zwang auszuüben. Zweitens, es ist notwendig, die zivilen Autoritäten zu manipulieren, damit sie den Zielen der katholischen Kirche dienen. Da es sich bei der päpstlichen Kirche auch um eine Zivilmacht handelt, war sie in der Lage, ihren Status durch diplomatische Abkommen, die man als „Konkordate“ bezeichnet, zu festigen.[17] Vor 1989 unterzeichnete der Vatikan internationale Verträge vor allem mit den europäischen und lateinamerikanischen Ländern. Die Kontrolle des Vatikans wird sehr deutlich in jenen Nationen, in welchen es seit langer Zeit ein Konkordat gibt, wie z. B. Deutschland, das ein Konkordat zwischen Papst Pius XII. und Hitler geschlossen hatte. Das Streben des Vatikans, nun auch mit anderen Nationen diplomatische Beziehungen zu pflegen, ist heute größer denn je. Von 1950 – 1999 wurden 128 Konkordate zwischen Rom und anderen Staaten unterzeichnet. Im Verlauf von neun Jahren wurden 43 Konkordate zwischen dem Vatikan und anderen Nationen unterzeichnet. Selbst Nationen des Mittleren Ostens, Asiens und Afrikas sind juristische Vereinbarungen mit Rom eingegangen. Ferner, die römisch-katholische Kirche übt großen Einfluss auf die nationale und die internationale Rechtsprechung aus, vor allem in Nationen, in welche sie einen päpstlichen Nuntius als Botschafter entsandt hat. Gegenwärtig unterhält der Vatikan mit 179 Nationen diplomatische Beziehungen und stellt dort eine Botschaft. Die politische Zivilmacht unterliegt der geistlichen Kontrolle der römisch-katholischen Kirche und dient jedem einzelnen Papst als Instrument, um seine Ziele und Bestrebungen umzusetzen. Folglich ist die unheilbringende Macht der Päpste zwar nicht mehr offensichtlich, doch sie wirkt im Hintergrund durch die Zivilmächte weiter.

Schlussfolgerung

Das Kind Gottes erfährt als wahrer Gläubiger ein tiefes Empfinden, vom Vater geliebt zu sein, indem es Gott als Vater anspricht. Im Gegensatz hierzu fordert das offizielle Gesetz der römisch-katholischen Kirche von jedermann, sich in seinem Denken und Wollen zwingend dem sogenannten Heiligen Vater in Rom, und nicht dem himmlischen Vater, zu unterwerfen. Folglich heißt es im römisch-katholischen Kirchenrecht offiziell: „Nicht Glaubenszustimmung, wohl aber religiöser Verstandes- und Willensgehorsam ist einer Lehre entgegenzubringen, die der Papst oder das Bischofskollegium in Glaubens- oder Sittenfragen verkündigen, wann immer sie ihr authentisches Lehramt ausüben, auch wenn sie diese Lehre nicht definitiv als verpflichtend zu verkünden beabsichtigen; die Gläubigen müssen also sorgsam meiden, was ihr nicht entspricht.“[18] Der Herr hingegen befiehlt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken.“[19] Man kann nicht zwei Herren dienen, denn das Gebot des Herrn widerspricht dem des Papstes. Man kann gegenüber zwei Herren, die vollkommene Hingabe verlangen, nicht neutral bleiben. Eine Entscheidung muss getroffen werden! Und, so wie wir gesehen haben, verordnete der Herr Jesus: „Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“[20] Folglich ist der himmlische Vater anbetungswürdig, und ein wahrhaftiger Gläubiger wird allein Gott mit „Heiliger Vater“ ansprechen. Nichtsdestotrotz lehrt die Kirche Roms, dass ihr Papst der „Heilige Vater“ sei. Betet also, dass Gott, der Herr, in seiner Gnade die geistige Verblendung zerbricht, die Katholiken an ein System bindet, das den Herrn Jesus Christus durch den Papst ersetzt.

Es ist an der Zeit, ernstlich um Gnade zu beten, bis wir die Früchte unseres Gebets sehen. Die Apostel Petrus und Johannes sagen uns: „Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel. Und er ist das Sühnopfer für unsere Sünden, aber nicht nur für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“[21] Die Bibel lehrt eindeutig, dass das Heil ganz und gar allein das Werk Christi ist: „… er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“[22] Die Herrlichkeit des Herrn, das Evangelium und seine Verheißungen stehen auf dem Spiel: „… weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns die Gnade festhalten, durch die wir Gott auf wohlgefällige Weise dienen können mit Scheu und Ehrfurcht! Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“[23]

Richard Bennett lebt mit seiner Frau Lynn in Yakima, Washington, USA. Er unternimmt viele Vortragsreisen innerhalb und ausserhalb der USA und betreut auch die Website https://bereanbeacon.org/de/ Unterschiedzwischen der römisch-katholischen Kirche und der Botschaft der Bibel anbietet. Richard Bennetts grösster Wunsch ist es, noch viele andere. Menschen, speziell Katholiken und ganz speziell Priester, zu seinem Herrn und Erlöser Jesus Christus zu führen.


[1] Die katholische Nachrichtenzeitung Zenit bezeichnet den Papst gewöhnlich als “Heiliger Vater”. Tatsächlich verstehen die meisten Katholiken unter dem Begriff „Heiliger Vater“ den Papst.

[2] Johannes 17,11: Der Herr Jesus verwendet den Begriff „Heiliger Vater“ ausschließlich für seinen Vater im Himmel.

[3] URL: http://w2.vatican.va/content/vatican/de/holy-father.html.

[4] Richard P. McBrien, Lives of the Popes:  The Pontiffs from St. Peter to John Paul II (HarperSanFransisco, 2000) Kap. 1, S. 25.

[5] Die römischen Kaiser wurden als Pontifex Maximus bezeichnet, was bedeutete, dass sie als höchster Pontifex oder Priester im antiken Rom betrachtet wurden.

[6] URL: www.badnewsaboutchristianity.com/ad0_emperors.htm  1/26/2015.

[7] Gewiss hätte der Heilige Geist ein so bedeutendes und wesentliches Ereignis nicht einfach übergangen. In seinem Brief an die Römer grüßt der Apostel Paulus viele in der Gemeinde Roms, aber es gibt keinen Gruß an Petrus. Der gleiche Apostel Paulus, der unter der Herrschaft von Kaiser Nero in Rom war, erwähnt Petrus in seinen Briefen, die er in Rom an Timotheus richtete, nicht ein einziges Mal, obgleich er sich an viele andere erinnerte, die mit ihm in dieser Stadt waren.

[8] Le Roy Edwin Froom, The Historical Development of Prophetic Interpretation, Review and Herald Publishing Assn., 1950, Vol.  I, S. 507-508.

[9] URL: http://www.answers.com/topic/Pope-vitalian.

[10] Zweck dieser Fälschung war es, ein grundlegendes Dokument vorzulegen, um die kirchliche Macht der Päpste im dunklen Mittelalter zu rechtfertigen. Die Urkunde hat sich erwiesenermaßen als Fälschung herausgestellt. Papst Silvester I. und seinen Nachfolgern wurde, usque in finem saeculi, d.h. bis ans Ende der Zeit, die politische Oberherrschaft über Rom und das westliche Römische Reich mittels Schenkung übertragen.

[11] Philip Schaff, History of the Christian Church, Hendrickson, 1885, Vol.  4, S. 250-253.

[12] William Webster, The Church of Rome at the Bar of History, S. 63-71.  Peter DeRosa, Vicars of Christ: The Dark Side of the Papacy, Crown Publishers, 1988, S. 208-209. Siehe auch den katholischen Theologen Hans Küng, The Catholic Church: A Short History, S. 60.  Dt. Ausgabe: Kleine Geschichte der katholischen Kirche, Berlin Verlag, 2004.

[13] McBrien, S. 150-151.

[14] McBrien, S. 435, 157-159; siehe auch DeRosa, S. 211-215.

[15] Henry Denzinger, The Sources of Catholic Dogma, St. Louis, MO:  B. Herder Book Co., 1957, S. 469.

[16] Dokumentierte Einzelheiten über Folter und Verbrennungen finden Sie im Video mit dem Titel “Inquisition” unter URL: https://www.youtube.com/watch?v=Rx8PdvOELvY oder in dem Artikel “The Systematic Murder of Believers:  The Untold History of the Inquisition” unter URL: http://temp.bereanbeacon.org.

[17] Ein Konkordat ist ein internationales Abkommen mit dem Vatikan, das für die jeweilige Nation rechtlich verbindlich ist. Ein Konkordat sichert der katholischen Kirche das Recht auf Lehre zu; die Kirche Roms ist berechtigt, Katholiken in ihrem Glauben zu unterrichten, was alle Lebensbereiche von Katholiken betrifft, einschließlich der Wirtschaft (Rom vertritt eine sozialistische Wirtschaftsordnung); ferner wird in einem Konkordat der Kirchenbesitz geregelt. Diese rechtlichen Angelegenheiten werden zwischen Staaten und dem Vatikan zivilrechtlich geregelt.

[18] Katholisches Kirchenrecht, Can. 752.

[19] Matthäus 22,37.

[20] Matthäus 23,9.

[21] 1Petrus 1,18-19; 1Johannes 2,2.

[22] Hebräer 1,3.

[23] Hebräer 12,28-29.

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