Mark Peña

Mein Geburtsort ist Villamediana de Lomas. Diese Kleinstadt liegt nördlich von Burgos in Spanien. Weil ich den Wunsch hatte, Missionar zu werden, beschloss ich, als Novize in ein Priesterseminar einzutreten. Dies tat ich am 24. Juli 1949. Genau ein Jahr und einen Tag später schwor ich mit einigen anderen Novizen vor der versammelten Gemeinde, ein Jahr lang die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams zu halten. Mit dieser Zeremonie begann unsere Mitgliedschaft in der Missionarskongregation ‚Oblaten der unbefleckten Empfängnis Marias’. Danach zogen wir nach Madrid, wo sich in Pozuelo de Alarcon ein grösseres Seminar der Oblatenkongregation befindet. Dort studierten wir als Vorbereitung auf das Priesteramt zwei Jahre Philosophie und vier Jahre Theologie.

Nach drei Jahren mussten wir die Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams für die Dauer unseres ganzen Lebens ablegen. Auf dem Weg hin zum Gipfel, d.h. zu der Priesterweihe, muss der Student mehrere Stufen ersteigen, die sogenannten Weihen, zuerst die ‚niederen‘, und dann die ‚höheren Weihen‘. Die erste Stufe, die Tonsur, wird im ersten Jahr des Theologiestudiums erreicht; danach folgen die weiteren Weihen.

Am 17. März 1956 wurde ich, zusammen mit 4 Mitstudenten, vom Bischof von Madrid-Alcala, Dr. Eyjo Garay, in der Kirche des Seminars in Madrid zum Priester geweiht.

Meine erste Messe und ein grosses Fest

Meine erste Messe zelebrierte ich am folgenden Tag in der Kirche des Frauenklosters San José de Cluny, in Pozuelo de Alarcon. Angesichts meiner ersten Messe ergriffen mich tiefe, erhabene Gefühle. Ich erinnere mich noch gut daran, wie nervös ich damals war, wollte ich doch keinesfalls einen Fehler begehen bei dem Ablauf der Rituale und Zeremonien.

Die erste Messe, die ich in Anwesenheit meiner Familie in meiner Heimatstadt zelebrierte, fand am 8. Juli 1956 statt und war für eine kleine Stadt wie die unsere ein aussergewöhnliches Ereignis, das mit einem zweitägigen Fest gebührend gefeiert wurde. Alle waren aufgeregt und genossen die Feierlichkeiten mit Feuerwerk, Musik, Blumenschmuck und Spielen. Ich war der erste Priester dieser Stadt, was alle mit grossem Stolz erfüllte.

Bald darauf nahm ich meine Arbeit als Lehrer für spanische Literatur, Musik, Latein und Französisch auf. Meine liebste Beschäftigung war jedoch die Vorbereitung der Predigt für die sonntägliche 11-Uhr-Messe.

Hilfspriester

Da der Patriarch der Provinz wusste, dass ich ein Herz für die Mission hatte, schickte er mich zur Unterstützung eines älteren Priesters der Oblatenkongregation in eine arme, vernachlässigte Pfarrei in der Ortschaft Badajoz. Am 14. November 1958 kam ich dann in der Pfarrei ‚Unserer Lieben Frau der Himmelfahrt‘ an. Im Gebiet der Pfarrei lebten etwa 9.000 Menschen, die meisten von ihnen in grosser geistlicher und materieller Armut. Drei Jahre arbeitete ich zur Freude und Zufriedenheit der Menschen in dieser Pfarrei. Ja, sie waren stolz auf mich und ich liebte sie und tat alles, um sie zu gewinnen.

Aber immer mehr bedrückten mich meine eigenen Sünden und ich merkte, dass weder die Beichte noch andere römisch-katholische Praktiken mir die Gewissheit geben konnten, dass Gott mir vergeben hatte. Ich wusste, dass ich der ewigen Verdammnis entgegenging. Die Messe verlor für mich ihre Bedeutung. Wie schon John Knox, der ehemalige römisch-katholische Priester, der zum Reformator Schottlands wurde, konnte auch ich mittlerweile sagen: „Die Messe ist Gotteslästerung“. Ich gelangte zu dem Schluss, es sei besser, wenn ich das Priesteramt aufgeben, mir eine Arbeitsstelle in der Welt suchen und das Leben geniessen würde.

Die Evangelischen – komische Käuze?

Meine Unzufriedenheit mit der Messe und der geistlichen Leere der römisch-katholischen Kirche wurde immer grösser. Und so nahm ich mit Alberto Arajo Fernandez, einem protestantischen Prediger in Madrid Kontakt auf. Obgleich ich diesen nicht kannte, so hatte ich doch gehört, dass er ein weiser Mann und ein ernsthafter Christ sei. Die erste Begegnung mit ihm war schlicht und herzlich. Man bedenke, dass nahezu alle Katholiken, wenigstens in Spanien, sich die Evangelischen, die ‚Protestanten‘, als komische Käuze vorstellen! Alberto Arajo bat mich, ihm mein Problem zu schildern. Mit einer mir bisher nie widerfahrenen Weisheit und Liebe ging er auf meine Fragen ein und ermutigte mich, mir viel Zeit zum Lesen des Neuen Testaments zu nehmen. Regelmässig schrieben wir einander Briefe.

Im Februar 1962 war ich entschlossen, den gewaltigen Schritt zu wagen und das Priesteramt zu verlassen. Ich konnte nicht länger dort bleiben, wo lediglich tote Rituale ausgeübt wurden, die, wie es in der Bibel heisst, den „äusseren Schein von Gottesfurcht“ haben, „deren Kraft aber verleugnen“ (2.Timotheusbrief 3,5).

Ich schrieb Alberto Arajo, er möge für mich einen Ort ausfindig machen, wo ich mich verstecken könne. Die gleiche Bitte richtete ich an einen anderen Pastor, Juan Eizaguirre in Bilbao, denn ich war fest entschlossen, mich bei der nächstmöglichen Gelegenheit des Priesteramtes zu entledigen.

Der Herr ist unsere Gerechtigkeit

Mein Superior hatte mich dazu eingeteilt, bei der Feier der Marienerscheinungen in Fatima zu predigen. Diese Reise nutzte ich dazu, mein Priesteramt und meinen Stand als Geistlicher zu verlassen. Am Mai 1962 erreichte ich Madrid und flog unverzüglich nach Holland weiter. Bevor mein Superior von meiner Flucht erfahren und die Polizei veranlassen konnte, die spanische Grenze für mich zu schliessen, befand ich mich bereits ausser Landes.

Zu jener Zeit wusste ich noch nicht um die wahre, biblische Errettung. Doch in Holland wohnte ich bei einer evangelischen Familie, die bei Hausandachten und zu den Mahlzeiten gemeinsam die Bibel las und betete. Durch sie kam ich in Kontakt mit Dr. Hegger. Auch er war ehemaliger Priester, und leitete jetzt in Holland ein Haus, das Priestern half, die das römisch-katholische System verlassen wollten. Dieses Hilfswerk hiess in Anspielung auf Apostelgeschichte 9,11: ‚Auf dem rechten Weg‘. Dr. Hegger wurde mir Ratgeber und beantwortete anhand des Wortes Gottes viele meiner lehrmässigen Fragen.

Kurze Zeit später kehrte ich nach Spanien zurück, da meine Mutter krank war und sich meinetwegen Sorgen machte. Aus Sicherheitsgründen reiste ich jedoch über Portugal ein. Der Herr ermöglichte es mir, einen ganzen Monat in der Sicherheit meiner Familie zu verbringen, und auch meiner Mutter ging es sichtlich besser. Auf meiner Rückreise las ich im Zug die Bibel und war voller Lob und Dank gegenüber Gott. Plötzlich kam mir eine Bibelstelle nach der anderen in den Sinn, die Jesus Christus als den vollkommenen Retter, als den einzigen Erlöser, und den voll und ganz genügenden Befreier bezeugte. Er hatte am Kreuz auf Golgatha ein vollkommenes Opfer für meine Sünden gestellt, das niemals wiederholt werden muss.

Dort am Kreuz wurde Er zu meinem Stellvertreter, zum Träger meiner Sünden, der mir dafür seine Gerechtigkeit übertrug und mir alle meine Sünden vergab, wenn ich nur von ganzem Herzen mein Vertrauen auf ihn setzte. Und genau das habe ich auf jener Rückreise getan. Ich übergab Jesus Christus als meinem Herrn und Heiland vertrauensvoll mein irdisches und mein ewiges Geschick. Und Gottes Worte erfüllten sich in meinem Herzen und Leben: „Von diesem legen alle Propheten Zeugnis ab, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt“ (Apostelgeschichte 10,43). Meine Sünden wurden mir vergeben, meine Seele wurde errettet, der Himmel zu meiner Heimat; Christus war mein und ich – ich war für immer sein.

Mein Gebet für Katholiken

Ich kehrte nach Holland zurück. Von dort aus nahm ich Kontakt mit dem ‚Conversion Center’ in Havertown, Pennsylvania auf, um nach Amerika ziehen und dort das Wort Gottes studieren zu können. Der Herr ermöglichte es, dass ich nach der Überwindung einiger Hindernisse im September 1963 die USA erreichte und dort am ‚Faith Theological Seminary’ studieren konnte. Danach belegte ich noch einige Spezialkurse an der Temple University, die ich mit einem MasterDiplom in spanischer Literatur abschliessen durfte.

So wie das Herz des Apostels Paulus sich nach der Errettung Israels sehnte, so bete auch ich für meine geliebten Katholiken:

„Brüder, der Wunsch meines Herzens und mein Flehen zu Gott für Israel ist, dass sie gerettet werden. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach der rechten Erkenntnis. Denn weil sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkennen und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten trachten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt“ (Römerbrief 10,1-4).


Mark Peña wurde in Spanien geboren. Seine ,zweite Geburt’, die biblische Wiedergeburt erlebte er in Holland. Sein letztes Arbeitsfeld vor seiner Pensionierung war in Chicago, Illinois, USA, wo er einer christlichen Gemeinde als Hirte diente.

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